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QuABB-Newsletter 2/2019

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

2019 ist ein besonderes Jahr für QuABB. Im Februar ist das Programm 10 Jahre alt geworden. Inzwischen ist QuABB aus dem hessischen Unterstützungsnetzwerk nicht mehr wegzudenken, die Verankerung im Koalitionsvertrag zeigt das ebenso wie die erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit einer Vielzahl anderer Angebote.

Hardy Adamczyk hat QuABB vom ersten Projektantrag an bei INBAS begleitet. Als Projektleiter gestaltete er das Programm gemeinsam mit dem Team der Koordinierungsstelle und den Ausbildungsbegleiterinnen und Ausbildungsbegleitern in einer siebenjährigen Modellphase. 2015 konnte QuABB dann ausgeweitet und verstetigt werden, heute wird das Angebot in den Regionen von lokalen Trägern routiniert und kreativ umgesetzt. Zum 1. Juni hat Hardy Adamczyk die Projektleitung von QuABB abgegeben und bei INBAS eine neues Projekt übernommen: die Transferagentur Hessen. Seine Aufgaben bei QuABB hat Renate-Anny Böning übernommen, die bereits seit 2012 in der Koordinierungsstelle arbeitet. Sie hat bisher die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Qualitätssicherung und -entwicklung koordiniert. Zusätzlich zu ihren Aufgaben bei INBAS ist sie im Vorstand des Nationalen Forums Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung (nfb) tätig.

In ihrer neuen Funktion wird sie sich auch der Frage widmen, wie die Zukunft von QuABB gestaltet werden kann. Die Planung für diese Zeit, für die nächste ESF-Förderperiode ab 2021, beginnt bei QuABB bereits dieses Jahr. Im Juni haben sich die Ausbildungsbegleitungen aus allen hessischen Regionen mit der Koordinierungsstelle getroffen, um zwei Tage lang gemeinsam die aus Sicht der Praxis wichtigsten Schritte zur Ausrichtung des Programms für die kommenden Jahre zu erörtern. Die Ergebnisse dieses Austauschs fließen in den QuABB-Fachtag im November 2019 ein. Unter dem Titel „QuABB nach 2021“ werden sich dort die verantwortlichen Akteure und Akteurinnen des Programms (Umsetzer wie Kooperationspartner, Förderer und Auftraggeber) über die Gestaltung von QuABB in der ESF-Förderperiode 2021-2027 austauschen und die nächsten Schritte vereinbaren. Bis dahin bleibt auch das Tagesgeschäft in der Ausbildungsbegleitung spannend. Einige Schlaglichter haben wir in dieser Ausgabe unseres Newsletters für Sie zusammengestellt.

Mario Wiesmann

VerA und QuABB – Gemeinsam gegen Ausbildungsabbrüche

Seit Ende 2015 arbeiten das hessische Landesprogramm QuABB (Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Beruf) und die bundesweite Initiative VerA des Senior Experten Service (SES) erfolgreich zusammen. Die Arbeit von VerA und QuABB ergänzt sich hervorragend. QuABB ist erste Anlaufstelle für Jugendliche mit Problemen in der Ausbildung. Zu den Leistungen der Qualifizierten Ausbildungsbegleitungen gehört neben Beratung, Coaching und Konfliktmoderation auch, je nach Anliegen der Ratsuchenden, die Weiterleitung an Spezialistinnen und Spezialisten im Unterstützernetzwerk. Junge Menschen, die eine langfristige persönliche Begleitung während ihrer Ausbildung benötigen, verweist QuABB an VerA. Die Senior Expertinnen und Experten übergeben ihrerseits Fälle an QuABB, wenn Auszubildende eine sozialpädagogische Begleitung oder eine umfassende Fachberatung benötigen. An folgendem Fallbeispiel soll dargestellt werden, wie die zwei Programme ineinandergreifen, um Ausbildungsabbrüche zu verhindern.

Murat wird von seinem Klassenlehrer an die QuABB-Beratung an der Berufsschule vermittelt. Er beginnt das das dritte Ausbildungsjahr als Kfz-Mechatroniker. Der erste Teil der Abschlussprüfung ist nicht so gut gelaufen, und auch im Ausbildungsbetrieb nimmt die Zahl der Konflikte zu. Murat fühlt sich von seinem Meister oft missverstanden und gegängelt. Auch in der Berufsschule hat er Probleme. Er lebt allein, der Vater starb vor einigen Jahren, zur Mutter hat er wenig Kontakt. Das alles belastet ihn sehr. Am liebsten würde er alles hinschmeißen.

In der QuABB-Beratungsstelle analysiert der QuABB-Ausbildungsbegleiter gemeinsam mit Murat die Situation. Um seine schulischen Leistungen zu verbessern, empfiehlt er ein Nachhilfeprogramm der Agentur für Arbeit. Auch für die Konflikte im Betrieb kann er ihm schnell erste Lösungswege aufzeigen. Aus dem Gespräch geht aber ebenso hervor, dass es Murat schwerfällt, sich nach der Schule selbst zum Lernen zu motivieren – auch eine Folge davon, dass Murat sein Leben alleine organisieren muss.

Der QuABB-Ausbildungsbegleiter erkennt schnell, dass Murat eine langfristige und persönliche Unterstützung benötigt. Er empfiehlt ihm deshalb die Initiative VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen. VerA ist ein bundesweites Mentorenprogramm zur Stärkung des Fachkräftenachwuchses. Ehrenamtliche Expertinnen und Experten des SES begleiten Azubis durch die Ausbildung. Die Inhalte dieser Zusammenarbeit legt jedes Tandem gemeinsam fest. Dabei ist VerA weitaus mehr als Nachhilfe. Die individuelle 1:1-Betreuung durch einen ehrenamtlichen Coach hilft Auszubildenden nach Möglichkeit zwar auch in fachlicher Hinsicht, die Ziele von VerA sind jedoch vor allem die Stärkung der sozialen Kompetenz und die Verbesserung der Selbstorganisation – und genau in diesen Bereichen braucht Murat Unterstützung. Murat meldet sich online über die VerA-Webseite an. VerA-Begleitungen sind für Auszubildende, Ausbildungsbetriebe und Berufsschulen kostenfrei. Kurze Zeit später wird er von einer VerA-Begleiterin kontaktiert.

Die VerA-Begleiterin trifft sich nun einmal pro Woche mit Murat. Bei den Treffen berichtet er von seinen Erlebnissen im Betrieb, stellt fachliche Fragen und erzählt von seinem Nachhilfeunterricht, den er dank der Motivation durch seine neue Begleiterin regelmäßig besucht. Die Begleiterin ermutigt Murat immer wieder, sich Konflikten zu stellen. Das funktioniert inzwischen immer besser und Streitigkeiten im Betrieb kommen nur noch selten vor. Vor allem aber hat Murat das Gefühl, dass jemand für ihn da ist, ihm zuhört und will, dass er in seiner Ausbildung vorankommt. „Ihr ist es wichtig, dass ich das schaffe“, sagt Murat. „Ich will sie nicht enttäuschen“. Es dauert nicht lange, bis Murat bessere Schulleistungen zeigt. Entsprechend hat sich das Verhältnis zu seinem Chef entspannt. Murat geht gern und regelmäßig zu den Treffen. Die beiden sind ein gutes Team geworden.

In regelmäßigen Abständen informiert die VerA-Begleiterin den QuABB-Berater zur positiven Entwicklung bei Murat und ein gemeinsames Abschlussgespräch zu dritt wird vereinbart. Murat kann seine Ausbildung bald erfolgreich beenden. Mit seinem Erfolg ist er nicht allein: 70 Prozent der VerA-Begleitungen erreichen ihr gemeinsames Ziel und die Berufsausbildung wird erfolgreich abgeschlossen. Dank QuABB und VerA konnte Murat frühzeitig geholfen werden.

Möchten Sie sich über VerA informieren? Nehmen Sie Kontakt auf:

Senior Experten Service (SES)

Ausbildungsinitiative VerA

Buschstraße 2, 53113 Bonn

0228 26090-40, vera@ses-bonn.de

vera.ses-bonn.de

Interview mit Peter Braune, Moderator der QuABB-Gruppe auf XING

Wie setzen sich die Mitglieder der QuABB-Gruppe auf Xing zusammen?

Die QuABB-Gruppe hat inzwischen über 7.000 Mitglieder. Im Netzwerk sind alle Branchen und Berufsprofile vertreten. Das Hotelgewerbe zum Beispiel mit 9%, der Einzelhandel mit 7%, mit je 5% der Maschinenbau, die Betriebstechnik und die Dienstleistungen sowie fast alle Gewerke aus dem Handwerk.

Welche Inhalte werden in der Gruppe gelesen und diskutiert?

Sehr stark genutzt werden zum Beispiel die Beiträge im Forum „Erfolgreich ausbilden“, die zusammen über 300.000 Mal gelesen wurden. Der Spitzenreiter ist der Beitrag „Die schlechten Leistungen in der Berufsschule“, mit 2.628 Leserinnen und Lesern. Dabei wird immer von einem realen Fall aus der Praxis ausgegangen und eine Lösung angeboten.

Sehr beliebt sind auch die Foren „Fragen an die Ausbildungsbegleitung“ und „Alles was Recht ist“. Hier geht es auch um die Fälle aus der Praxis der Ausbilderinnen und Ausbilder. Die werden immer neutral gestaltet, entsprechen aber im Kern den tatsächlichen Vorkommnissen. Bei der Rechtsauffassung handelt es sich um meine, die in der Regel durch eine höchstrichterliche Entscheidung belegbar ist.

Und was hat es mit dem Unterforum „Mein virtuelles Tagebuch“ auf sich?

Um eine Diskussion anzuregen, muss man kreativ sein. Der aktuellste Weg ist mein virtuelles Tagesbuch. Darin greife ich täglich ein Thema aus der Berufsausbildung auf und gebe dazu einen Einblick aus dem Leben eines Ausbilders. Dabei spielen die eigenen Erfahrungen eine Rolle.

Es kann auch ein aktuelles Thema aus den Tageszeitungen sein oder es können die Erfahrungen der Gruppenmitglieder sein, die ich aus dem Mailverkehr ableite. Die Kontakte reagierten hier schon mit den ersten Diskussionsbeiträgen.

Wie spielt sich der Austausch in der Gruppe ab?

Unabhängig von der Mitgliedschaft in der Gruppe können alle Kontakte direkt und öffentlich miteinander kommunizieren. Da die neuen Mitglieder in der Kontaktleiste vorgestellt werden, können alle ihre Netzwerke individuell erweitern.

Nach meinen Erfahrungen wird neben der öffentlichen Diskussion unter den Beiträgen auch der direkte Weg der Kommunikation, über eine E-Mail an andere Gruppenmitglieder, sehr gerne genutzt.

Faltblatt Unterstützungsangebote

In Hessen gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote für die duale Ausbildung. Sie unterscheiden sich in der Art der angebotenen Unterstützung, der Zielgruppe oder der inhaltlichen Zuständigkeit. Die Beraterinnen und Berater, die in diesen Angeboten arbeiten, können sich im Zweifelsfall immer an kompetente Partnerinnen und Partner im Unterstützungsnetzwerk wenden. Für die Zielgruppen selbst (Auszubildende wie Betriebe) birgt die Angebotsvielfalt aber auch die Gefahr, sich in dem ‚Dschungel‘ nicht zurechtzufinden oder nie Unterstützung in Anspruch zu nehmen, weil sie das passende Angebot nicht finden.

Um das zu verhindern, haben wir das Faltblatt "Unterstützungsangebote während der Ausbildung in Hessen" entwickelt. Acht Angebote werden im Faltblatt vorgestellt: QuABB, VerA, die Ausbildungsberatung der Kammern, PraeLab, abH, AsA, gut ausbilden und Wirtschaft integriert. Am Ende jedes Textes steht ein Verweis auf nähere Informationen über das jeweilige Angebot. Auf der Vorderseite findet sich zudem der Hinweis, dass die Angebote in Hessen eng verzahnt zusammenarbeiten. So sollen auch Ratsuchende, die unsicher sind, an welche Adresse sie sich wenden sollen, motiviert werden, Kontakt aufzunehmen.

Praktikumsjahr bietet unkonventionelle Berufsorientierung

Letztes Jahr gewann das Start-up Praktikumsjahr aus Fulda den Hessischen Gründerpreis, inzwischen durchlaufen bereits die ersten Prantikantinnen und Praktikanten die Berufsorientierung. Und so funktioniert die Geschäftsidee der drei jungen Gründer: Die Pflichtpraktika in der Schule reichen oft nicht aus. Deshalb wechseln die Schulabgängerinnen und -abgänger beim Praktikumsjahr ca. alle zwei Monate den Beruf und können so vertiefende Einblicke in verschiedenen Bereichen sammeln. Welchen Schulabschluss sie haben, ist dabei nebensächlich.

Servicetelefon "KMU fit für Vielfalt"

IQ (Integration durch Qualifizierung) bietet in Hessen ein Servicetelefon für kleine und mittelständische Unternehmen an, das sowohl Inhaberinnen und Inhaber als auch Personalverantwortliche in KMU zum Thema Beschäftigung und Ausbildung Geflüchteter berät. Umgesetzt wird das Angebot von Arbeit und Bildung e. V. und FRESKO e.V. Die Hotline für Nord-, Ost- und Mittelhessen hat die Nummer 0151 68111395. Die Hotline für Südhessen und Rhein-Main ist unter 0611 40807442 erreichbar.

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