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QuABB-Newsletter 2/2018

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

willkommen zur zweiten Ausgabe des QuABB-Newsletters in diesem Jahr. Wir freuen uns, dass Sie sich für QuABB interessieren und wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Das Team der QuABB-Koordinierungsstelle

Schülerinnen und Schüler der August-Bebel-Schule Offenbach produzieren Videoclips für QuABB

In der letzten Ausgabe des QuABB-Newsletters hatten wir es bereits angekündigt: In den vergangenen Monaten sind sechs kurze Videos über das Thema Ausbildungsabbruch und den Ansatz von QuABB entstanden. Die Uraufführung der True Storys über QuABB fand am 13.06.2018 um 17:00 Uhr in der August-Bebel-Schule Offenbach statt. Der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir dankte den Jugendlichen persönlich und stellte den wichtigen Beitrag von QuABB zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen heraus.

Das Team der Schülerunternehmung (Katharina Mährlen, Ceyda Karacabay, Adrian Somesan, Kevin Dully), Foto: Lisa Pfahler (ABS, GMTA)

Ziel der Videoclips ist es, die Bekanntheit von QuABB weiter zu steigern und bei den Zielgruppen Verständnis für Probleme in der Ausbildung zu schaffen. Das Besondere: Die Clips wurden von der Schülerunternehmung soccc (School of Creativity) an der August-Bebel-Schule produziert. Und die Schülerinnen und Schüler waren schnell zu dem Schluss gekommen, dass es ein originelles Konzept braucht, um Jugendliche zu erreichen. 

Das Team setzte auf Zeichentrickfiguren, wahre Geschichten aus dem Ausbildungsalltag und einen zugespitzten, überzeichneten Stil. So zeigen die Clips auf anschauliche und unterhaltsame Weise, wie Probleme in der Ausbildung entstehen können und wie die Qualifizierte Ausbildungsbegleitung dabei unterstützen kann, sie zu lösen. „Je früher QuABB intervenieren kann, desto besser sind die Erfolgschancen“, erklärte der Minister. „Deshalb ist es ungemein hilfreich, dass wir jetzt diese Videos haben, die für das Thema sensibilisieren und dazu ermutigen, sich rechtzeitig Hilfe zu holen.“

Um nah an der Realität zu sein, hat das soccc-Team Mitschülerinnen und Mitschülern zu ihren Erfahrungen interviewt, die Ausbildungsbegleiterinnen an ihrer Schule befragt und Hintergründe recherchiert. Per Stimmen-Casting wurden authentische Sprecherinnen und Sprecher gefunden. Die überzeichneten Figuren und Situationen regen dazu an, die eigene Rolle zu reflektieren und sich für andere Perspektiven öffnen.

Zwei Dinge waren dem Schulteam besonders wichtig: „Die Videos müssen authentisch werden, damit alle sich darin wiedererkennen“, erklärt Katharina Mährlen, die im Schülerteam den Hut für die Planung auf hat. Gleichzeitig soll eine gute Portion Humor dafür sorgen, dass die Angesprochenen über sich selbst lachen können, ihre Rolle reflektieren und sich für andere Perspektiven öffnen.

Die Schülerunternehmung soccc ist Teil der zweijährigen höheren Berufsfachschule für Gestaltungs- und Medientechnik (GMTA) und hat für die Produktion der Videos einen echten Auftrag erhalten. Dessen Abwicklung war für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler das Abschlussprojekt ihrer Ausbildung. Dazu zählten auch die Kalkulation des Angebots, die Präsentation und die Verhandlungen mit dem Kunden. „Wir haben unser Bestes gegeben und ich glaube, das hat sich gelohnt. Wir waren alle sehr motiviert, weil wir wussten, dass die Videos wirklich gebraucht werden“, sagt Adrian Somesan, einer der Teilnehmer.

Die Videos können hier angesehen werden.

Jeder vierte Auszubildende bricht ab? Über Abbrüche und Vertragslösungen

Seit 2009 haben über 12.000 Auszubildende das Beratungsangebot von QuABB wahrgenommen. Aktuell setzen 75% der Teilnehmenden ihre Ausbildung daraufhin fort, weitere 8% können sie sogar in den darauffolgenden drei Monaten erfolgreich beenden. Daraus ergibt sich eine Erfolgsquote von 83% gesicherter Ausbildungsverhältnisse.
Wie passt dieses Ergebnis zu der pauschalen Aussage, die vor einiger Zeit durch die Medien ging: „Jeder vierte Auszubildende bricht ab“? Was bedeuten die hohen Vertragslösungszahlen, die im BIBB-Datenreport 2018 veröffentlicht wurden? Dem Report zufolge liegt die Vertragslösungsquote in Hessen bei 24,6%.
Es gibt sehr unterschiedliche Ursachen dafür, dass Ausbildungsverträge vorzeitig beendet werden. In der dualen Ausbildung wird zwischen zwei Vorgängen unterschieden: Eine Vertragslösung liegt vor, wenn ein Ausbildungsverhältnis vorzeitig gekündigt oder aufgelöst wird. Aber erst, wenn der oder die Auszubildende daraufhin kein neues Ausbildungsverhältnis mehr eingeht oder die Ausbildung mit einer nicht bestandenen Abschlussprüfung beendet, liegt auch ein Ausbildungsabbruch vor.
Der überwiegende Teil der Auszubildenden wechselt nach einer Vertragslösung den Ausbildungsberuf oder -betrieb innerhalb des dualen Systems oder wählt eine andere Qualifizierungsform. Wird dadurch eine besser geeignete Qualifikation erworben und damit die jeweilige Arbeitsmarktchance erhöht, ist die Lösung des Ausbildungsvertrags sogar als vorteilhaft zu beurteilen. Dabei lässt sich feststellen: Die Zahl der Vertragslösungen geht einher mit dem Angebot an Ausbildungsstellen – und das ist derzeit hoch, wodurch ein Wechsel umso leichter fällt
QuABB erfasst differenzierte Daten zum Verbleib der Teilnehmenden nach Abschluss des Beratungsprozesses. Aus den Auswertungen geht hervor, dass rund 20 % der Ratsuchenden den Betrieb oder den Ausbildungsberuf gewechselt haben. Hier gab es zwar eine Vertragslösung, aber keinen Ausbildungsabbruch. Die Auszubildenden verblieben also weiter im Qualifizierungsprozess zu dringend benötigten Fachkräften.
Die Zahlen zeigen aber auch, dass bei circa 80% der jungen Auszubildenden, die sich an QuABB wenden, tatsächlich ein hohes Risiko besteht, dass sie sich aus der beruflichen Bildung verabschieden oder zumindest wertvolle Zeit verlieren. Dieses Risiko kann langfristig nur gesenkt werden, wenn Berufsschulen, Kammern, Betriebe und Ausbildungsbegleitungen an einem Strang ziehen und ein eng vernetztes Beratungs- und Begleitungsangebot, wie es durch QuABB in Hessen gewährleistet wird, zur Verfügung stellen.

"Erfolgskonzept QuABB in Fulda"

Nachdem die Modellphase im Juni 2015 endete, beauftragte der Kreisausschuss des Landkreises über einen Kooperationsvertrag die Rhön Tourismus & Service GmbH Landkreis Fulda mit der Umsetzung des Programms QuABB.

Erfolgsfaktor: Kontinuität

Frau Dörr und Frau Lask wurden als erfahrene Mitarbeiterinnen weiterbeschäftigt. Der ausbleibende Personalwechsel ermöglichte den Akteuren und Ausbildungsbegleiterinnen die lückenlose Umsetzung der Arbeit an den Schulen und die kontinuierliche Präsenz bei den Netzwerkpartnern. Die Beständigkeit des Trägerpersonals ist ein wichtiger Punkt bei der Umsetzung von QuABB. Vor allem die Strukturen in den Berufsschulen machen es ständig wechselndem Personal schwer, 'anzukommen' und mit dem meist "externen Dienstleistungsangebot" QuABB entsprechend wahrgenommen zu werden.

Erfolgsfaktor: Strategische Anbindung und Vernetzung

Die Übernahme von QuABB in den Landkreis Fulda und die Anbindung an den Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt eröffneten den Ausbildungsbegleiterinnen neue Strukturen auf strategischer Ebene, die die Arbeit in der Operative unterstützten. Es beginnt mit der Angliederung von QuABB an das Sachgebiet Arbeitskräftesicherung im Kreisjobcenter Fulda und endet nicht zuletzt mit dem Kontakt zum OloV-QuABB-Steuerungskreis und der Verortung der Beratungsräume in den Berufsschulen. Die Zusammenarbeit mit den Fallmanagern und Leistungssachbearbeitern des Kreisjobcenters, die gerade bei der Begleitung von Geflüchteten in Ausbildung häufig eine Rolle spielen, ist durch die Anbindung sehr gut möglich. Es finden sich in der Zusammenarbeit praktikable und vor allem schnelle Lösungen, die zum Vorteil für die Auszubildenden sind. Durch die Zugehörigkeit zum Sachgebiet Arbeitskräftesicherung, in dem verschiedene Projekte geführt werden, u. a. InteA, das Arbeitsmarktbüro und Pro Abschluss, erhalten die Ausbildungsbegleiterinnen Zugang zu zahlreichen Netzwerkpartnern und Unterstützungsangeboten. In OloV-QuABB-Steuerungskreis-Sitzungen wurden in der Vergangenheit Statistiken von QuABB Fulda vorgestellt. Hier können alle wichtigen Akteure im Übergangssystem Schule und Beruf (Agentur für Arbeit, IHK, Kreishandwerkerschaften, Schulamt u. W.) erreicht werden. Das Vorstellen der Statistiken macht die regionale Programmumsetzung transparenter. Netzwerkpartner nehmen das Programm und die Ausbildungsbegleitungen wahr, was zur besseren Etablierung beiträgt. Gleiches Vorgehen geschieht in den Berufsschulen. Mit dem Vorstellen von Statistiken wird die QuABB-Arbeit für Schulleitung und Lehrkräfte transparent und greifbar. Dies kann die Bereitschaft der Lehrkräfte zur Zusammenarbeit steigern. Die Platzierung der Beratungsräume in den Berufsschulen ist dabei eine Selbstverständlichkeit.

Die Ausbildungsbegleiterinnen müssen sich durch die Vielschichtigkeit der Arbeit und die Etablierung des Programms flexibel in den Schulen und bei den Trägern integrieren und gehören selten nur zu einem Team, sondern zu mehreren.

Erfolgsfaktor: Öffentlichkeitsarbeit

Öffentlichkeitsarbeit gehört seit Beginn des Programms zur täglichen Arbeit der Ausbildungsbegleiterinnen. Es wird versucht, jede Möglichkeit zu nutzen, QuABB in der Region Fulda bekannt zu machen. Die vorgenannten Strukturen ebnen dabei den Weg. Mit diesem Rahmen und mit direkten Ansprechpartnern bei Institutionen, Trägern und weiteren Netzwerkpartnern hat die Ausbildungsbegleitung ein stabiles und verlässliches Netzwerk. Dieses ermöglicht, die QuABB-Arbeit ohne Einfluss einseitiger, institutioneller Interessen umzusetzen und die ratsuchende Person in den Mittelpunkt der Beratung zu stellen. Der Erfolg der guten Vernetzung zeigt sich u.a. in den Fallzahlen. In der Förderperiode 2015-2017 konnten mehr Auszubildende ins Programm aufgenommen werden, als von der WIBank vorgegeben. In der neuen Förderperiode liegen die Zahlen mit bisher 128 Beratungsfällen bei 1,87 besetzten Stellen wieder über dem Soll.

Jede Region in Hessen ist natürlich unterschiedlich in Bezug auf die bereits bestehenden Strukturen. Wir hoffen aber trotzdem, dass unser Beitrag einen interessanten Einblick in die Netzwerkarbeit in Fulda geben konnte.

Das QuABB-Team Fulda

QuABB-Fachtag 2018 mit Gästen aus Norwegen, Spanien und Griechenland

Beim kommenden Fachtag am 15.11.2018 in Frankfurt hat QuABB nicht nur Projekte aus ganz Deutschland zu Gast, sondern auch Referenten und Referentinnen aus dem europäischen Ausland. Seit fast zehn Jahren trägt dieser Fachaustausch über erfolgreiche Strategien zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen zum gegenseitigen Erkenntnisgewinn der teilnehmenden Projekte bei. 2018 wird der Teilnehmendenkreis nach zwei Seiten hin erweitert: Zum einen werden Forschende aus Norwegen, Spanien und Griechenland von ihren Studien berichten, zum anderen beteiligen sich die QuABB-Akteurinnen und -Akteure aus allen Regionen in Hessen. Dieser Fachtag mit 100 Teilnehmenden will durch die Diskussion quer zur lokalen, nationalen und internationalen Ebene die guten Ansätze in Europa, Deutschland und Hessen verbreiten und die Optimierung von QuABB voranbringen. Dazu werden sich die Teilnehmenden mithilfe abwechslungsreicher Methoden gezielt über Strategien, Typenbildung, Beratungsqualität und -monitoring austauschen. Man darf gespannt sein auf die Ergebnisse.

Es sind noch wenige Plätze für den Fachtag frei. Wenn Sie Interesse haben, an der Veranstaltung teilzunehmen, schauen Sie sich den Tagesplan und die Einladung an und schicken Sie uns Ihre Anmeldung zeitnah zu.

Diskutieren Sie mit über 6.000 Aktiven über die duale Ausbildung

6.490 Mitglieder zählt die QuABB-Gruppe "Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule" im sozialen Netzwerk XING inzwischen. Peter Braune, ehemaliger Ausbildungsberater, hat die Gruppe aufgebaut und ist als Moderator für QuABB aktiv. Was als Plattform zum Fachaustausch über das Programm QuABB begonnen hat, ist inzwischen zum deutschlandweiten Forum gewachsen. Vor allem Ausbilder und Ausbilderinnen beteiligen sich lebhaft an Diskussionen zu aktuellen Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt und helfen sich gegenseitig bei Problemen, die während der Ausbildung auftauchen.

Wir freuen uns, wenn Sie an diesem Austausch teilnehmen - sei es als Expertinnen und Experten oder als aktive Ausbilder und Ausbilderinnen in Betrieben.

Qualitätsstandards veröffentlicht

Im letzten Newsletter hatten wir Ihnen vom Bilanzworkshop im vergangenen Jahr berichtet, bei dem die Qualitätsstandards für QuABB ihren Feinschliff erhielten. Den haben wir inzwischen durch eine optische Überarbeitung des Dokuments abgerundet, sodass wir Ihnen das Endprodukt heute präsentieren können.

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