Fachtag 2018: Europaweiter Austausch und Transfer mit vergleichbaren Programmen zu erfolgreichen Strategien zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen
Seit fast zehn Jahren trägt der Austausch zwischen QuABB und anderen Akteurinnen und Akteuren in Deutschland über erfolgreiche Strategien zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen zur gegenseitigen Erkenntniserweiterung bei. 2016 wurden erstmalig Programme und Expertise aus dem europäischen Ausland in den Fachaustausch einbezogen und die Qualifizierte Ausbildungs- begleitung in Betrieb und Berufsschule (QuABB) hat viel von den Erfahrungen anderer Projekte in Hessen, Deutschland und Europa profitiert. QuABB wurde seither auf verschiedenen Konferenzen im europäischen Ausland als ein gutes Beispiel präsentiert. In diesem Jahr sollte der Wissens- transfer neuer Ansätze aus Europa nach Hessen ermöglicht werden und mit einem breiten Teilnehmendenkreis von Expertinnen und Experten, QuABB-Akteurinnen und –Akteuren sowie Vertreterinnen und Vertretern weiterer Projekte zur Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen in den Austausch getreten werden.
Prof. Mette Bunting vom University College of Southeast Norway präsentierte Erkenntnisse zur Typenbildung aus einer ethnographischen Langzeitstudie zu Aussteigern. Dr. Irène Psifidou vom European Centre for the Development of Vocational Training (CEDEFOP) stellte Ergebnisse der europaweiten Studie zu Bildungs- und Ausbildungsabbrüchen vor sowie das daraus hervorgegangene Webportal VET-toolkit for tackling early leaving. Im Anschluss berichtete Prof. Francesca Salvà Mut von der University of the Balears Isles (Mallorca) über die Situation in Spanien und die Erfolgsfaktoren im schulischen System ihrer Ausbildungszentren.
An die drei englischen Vorträge schloss eine Gesprächsrunde mit Publikumsbeteiligung an, in der die Expertinnen die Wichtigkeit eines auf die regionalen Bedarfe angepassten Angebots betonten. Eine zentrale Rolle spielt dabei die soziale Integration sowie die Lebenswelt der Auszubildenden. Weitere Faktoren für den Erfolg einer Ausbildung sind ausreichende Ressourcen für Lehrkräfte, Berufsschulen und Ausbildungsbegleitungen. Der Fachaustausch wurde in vier thematischen Workshops und einer Ausstellung der anwesenden Projekte weiter vertieft. Unter anderem leitete Barbara Lampe vom ZWW der Universität Mainz einen Workshop über Beratungsqualität in Europa und das European Lifelong Guidance Policy Network (ELGPN). Prof. Peter Weber von der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit arbeitete mit Teilnehmenden eines Workshops anhand der Ergebnisse des Keyway-Projekts Schlüsselindikatoren für den Erfolg von Beratungsprojekten heraus.
09:30 Uhr | Hilke Smit-Schädla, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, |
10:00 Uhr | Ergebnisse aus der Langzeitstudie zu Aussteigern und wie sie wieder in das System einsteigen – eine ethnographische Studie aus Norwegen |
10:30 Uhr | Ergebnisse der europaweiten Studie zu Bildungs- und Ausbildungsabbrüchen und Vorstellung des VET-toolkit for tackling early leaving |
11:00 Uhr | Ergebnisse und Erfahrungen mit einem regionalen Ansatz zu Ausbildungsabbrüchen in Spanien Prof. Dr. Francesca Salvà-Mut, University of the Balears Isles in Mallorca |
11:45 Uhr | Fragen und Diskussion (Fishbowl) Prof. Dr. Francesca Salvà-Mut |
14:00 Uhr | |
14:30 Uhr | Workshop 1: Das Reflection-Tool des VET toolkit für die strategische Ausrichtung nutzen
Im ersten Workshop wurde an vier Thementischen zu ausgewählten Kriterien aus dem Reflexions-Tool diskutiert: Identifizierung von abbruchgefährdeten Lernenden, Einbezug des gesamten Umfelds, Professionelle Beratung, Unterstützungssystem Berufsschule. Überdacht wurde, was bereits in den eigenen Projekten umgesetzt wird und welche der vorgeschlagenen Indikatoren noch umgesetzt werden müssen. VortragCedefop Reflexions-Tool Workshop 2: Risikoprofile und Strategien des Wiedereinstiegs Prof. Mette Bunting, University College of Southeast Norway Dr. Sabine Beck, INBAS
Im zweiten Workshop wurden sechs Lernprofile mit Abbruchrisiko aus dem VET toolkit vorgestellt und mit drei Typen von Dropouts aus der norwegischen Langzeitstudie von Prof. Mette Bunting verglichen, die verschiedene Ausprägungen von Abbrechenden anhand von Bezeichnungen wie „der Beständige“, „die Wacklige“ oder „der Zittrige“ beschreiben. Die Teilnehmenden diskutierten über den Wiedererkennungseffekt der Typen und Profile, über passgenaue Interventionsmöglichkeiten und darüber, wie die systematische Differenzierung die Wahrnehmung im Berufsalltag schärfen kann. Deutlich wurde, dass auf jeden Fall die Einbindung und die Beziehung zu einem unterstützenden Umfeld (Familie, Freunde, Kommune und Schule) entscheidend für das Meistern von Schwierigkeiten während der Ausbildung ist.
Workshop 3: Beratungsqualität in Europa – das European Lifelong Guidance Policy Network Barbara Lampe vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Mainz leitete den Workshop über Beratungsqualität in Europa am Beispiel des European Lifelong Guidance Policy Network (ELGPN). Frau Lampe stellte die europäischen Entwicklungen in Bezug auf Qualität in der Beratung vor. Qualitätssicherung und Evidenzbasierung sind eine Priorität bei der Verbesserung der Beratungssituation in den EU-Mitgliedsländern (EU-Ratsentschließungen 2004, 2008). Für die europaweite Umsetzung setzt sich das Europäische Netzwerk für eine Politik lebensbegleitender Beratung (ELGPN) ein. Im Workshop wurden die wichtigsten Grundsätze für lebensbegleitende Beratung diskutiert: Die Ratsuchenden stehen im Mittelpunkt; Bürgerinnen und Bürger befähigen; Zugang zu Beratung; Qualitätssicherung. Zum Abschluss richtete sich der Blick noch auf Aktivitäten in Deutschland. Vorgestellt wurde das Nationale Forum Beratung in Bildung, Beruf und Beschäftigung (nfb) und insbesondere das Projekt Beratungsqualität (BeQu). Viele der Teilnehmenden kamen zu dem Schluss, dass die Qualitätsstandards und die Kriterien aus der eigenen Beratungsarbeit, insbesondere im Programm QuABB, in sehr vielen Punkten mit den europäischen Bemühungen um eine Qualitätssicherung in der Beratungsarbeit übereinstimmen.
Workshop 4: Beratungsmonitoring und Schlüsselindikatoren bei der Vermeidung von Ausbildungsausbrüchen
In Workshop 4 stellte Professor Peter Weber von der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit das europäische keyway-Projekt vor, in dem Schlüsselindikatoren für den Erfolg von Beratungsprojekten erforscht wurden. Aus der Untersuchung haben sich verschiedene Wirkungsbereiche der Beratung herauskristallisiert: in Bezug auf das Individuum etwa persönliche Indikatoren wie Selbstvertrauen oder Anpassungsfähigkeit und Indikatoren in der beruflichen Laufbahn wie ein besserer Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. Hochschule. Von diesen persönlichen Indikatoren werden gesellschaftliche unterschieden, zu denen beispielsweise Kosteneinsparungen durch effektive Arbeitsvermittlung zählen. Konkrete Anwendung können die Indikatoren vor allem in der Evaluierung von Beratungsprojekten finden. Das schließt die Frage an, wie die Indikatoren messbar gemacht werden können. Hierfür wurde in keyway ein methodischer Leitfaden entwickelt, mit dessen Hilfe geeignete Instrumente zur Erhebung der Wirkungen festgelegt werden können. (Die Ergebnisse der Workshops werden in Kürze ergänzt.) |
16:00 Uhr | Open End |
Tagesmoderation: Dr. Sabine Beck