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1. Regionales Fachforum "Duale Ausbildung"

Am 20.03.2019 fand das 1. regionale Fachforum „Duale Ausbildung“ zum Thema „Generation X Y Z ungelöst – Was erwarten die „neuen“ Azubis von der Arbeitswelt?“ im Haus des Lebenslangen Lernens (Frankfurter Str. 160-166, 63303 Dreieich) statt.

Mit ihren Werte- und Arbeitsvorstellungen erobern junge Menschen den Ausbildungsmarkt und stellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber und Ausbildungsverantwortliche vor neue Herausforderungen. Das  Fachforum  wurde vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. und der Koordinierungsstelle des Landesprogramms „Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule“ in Kooperation mit den beruflichen Schulen im Kreis Offenbach (Max-Eyth-Schule Dreieich, Georg-Kerschensteiner-Schule Obertshausen und August-Bebel-Schule Offenbach) durchgeführt.

Die Veranstaltung war mit über 100 Teilnehmenden sehr gut besucht. Die gute Resonanz zeigt, dass die Frage, wie es mit der dualen Ausbildung weitergeht, viele Unternehmen und Bildungsexperten und -expertinnenn in der Region beschäftigt. 

Referent Marco Weißer vom Effico Institut ging in seinem Vortrag der Frage nach, was Auszubildenden in der Ausbildung wichtig ist. Er ist ein bundesweit anerkannter Fachmann und Seminarleiter zu den Themen Ausbildung, Kommunikation und Führung.

Auf die Frage, wie junge Menschen für die duale Ausbildung gewonnen, wie sie gehalten und gut ausgebildet werden können, fanden die Diskussionspartner und Diskussionspartnerinnen der anschließenden Gesprächsrunden vielfältige Antworten. Für die Betriebe wird es vor allem darauf ankommen, hinter ihren Auszubildenden zu stehen und sie zu unterstützen. Sie müssen darauf achten, dass es ihnen im Betrieb gut geht, und die (Betriebs-)Gemeinschaft fördern. Denkbar wäre ein Patenmodell in der Beziehung von Auszubildenden und Ausbildungspersonal. Daran schließt das Ziel an, die persönlichen Potenziale der jungen Menschen mehr in den Fokus zu rücken und zu fördern. Die Ausbildung selbst sollte neben einem guten (Arbeits- und Lern-)Klima auch die Möglichkeit bieten, Betriebe im Ausland zu besuchen, und anspruchsvoll sein.

Eine Herausforderung besteht darin, bei der Gestaltung der Ausbildung die Entwicklungen der Digitalisierung zu berücksichtigen. Insgesamt muss ein Ziel sein, die Ausbildung auch für Abiturientinnen und Abiturienten attraktiv zu machen.

Die Kammern können diese Ziele unterstützen, indem sie sich weiter für die Ausbildungsqualität in Betrieben einsetzen. In der betrieblichen Ausbildung sollten die (Unterstützungs-)Bedarfe von schwächeren wie auch von stärkeren Auszubildenden noch mehr Beachtung finden. Dafür ist eine Binnendifferenzierung in der Betrachtung Auszubildender notwendig. Um Erfolg für alle möglich zu machen, sind Sprachförderungsangebote ebenso unerlässlich wie eine Gewährleistung der Mobilität Auszubildender. Neben diesen inhaltlichen Verbesserungsmöglichkeiten spielt die Höhe der Ausbildungsvergütung eine zentrale Rolle bei der Steigerung der Attraktivität dualer Ausbildung.

Um Jugendliche für die Ausbildung zu gewinnen, könnten Auszubildende als Ausbildungsbotschafterinnen und -botschafter gewonnen werden ("Azubis werben Azubis"). Dass Betriebe in die Schulen gehen, um ihr Ausbildungsangebot vorzustellen, ist genauso wichtig wie der umgekehrte Weg, Schüler und Schülerinnen im Betrieb verschiedene Ausbildungsberufe kennen lernen  zu lassen. Was das Matching angeht, liegen in betrieblichen Praktika noch ungenutzte Potenziale. Sie sollten dazu dienen, einzuschätzen, ob der oder die Jugendliche zum Betrieb passt. Dann sollten die Jugendlichen auch signalisiert bekommen, dass man sie gerne bei sich haben möchte. Bewerben sollten sich Jugendliche aber unbedingt auf mehrere Berufe und nicht nur auf die zehn beliebtesten. Parallel sollten die Eltern früh über die Vielfalt der Ausbildungsberufe informiert werden. Um dies zu leisten, ist eine breit aufgestellte Berufsorientierung nötig.

Es muss ein Bestreben der Wirtschaft bleiben, mehr Frauen für Metallberufe zu begeistern. Eine Disposition für solche Berufe könnte schon früh befördert werden, etwa durch MINT-orientierte Inhalte in der Kindergartenpädagogik. Danach können die Schulen viel dazu beitragen, ihren Schülerinnen und Schüler Ausbildungsberufe näherzubringen. Berufspraktischer Unterricht (Arbeitslehre und Werkunterricht) sollte Bestandteil des Curriculums auch in den allgemeinbildenden Schulen sein. Die Bundesagentur für Arbeit wird ab nächstem Jahr auch in die 9. Klassen der Gymnasien gehen, um Ausbildungsberufe vorzustellen.

Die Frage nach der Attraktivität der Ausbildung ist auch eine Frage der Inklusion. Viele Menschen mit Behinderung sind durchaus Leistungsträger. Unterstützung benötigen sie beim Matching, im Betriebsablauf sind nur kleine Änderungen nötig, um sie zu integrieren. Das Unternehmensnetzwerk Inklusion unterstützt und berät Unternehmen in der Rhein-Main Region rund um das Thema Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit einer (Schwer-)Behinderung.

Die Veranstaltung machte deutlich, dass es bereits viele Ansätze gibt, um die duale Ausbildung zukunftsfähig zu gestalten. Vor allem wird es  darum gehen, leistungsfähigen jungen Menschen eine tragfähige und attraktive Alternative zum Studium anzubieten.

 

Fotos: Nicole Jost