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Fachtag 2020: Neun Projekte zur Prävention von Ausbildungsabbrüchen treffen sich virtuell

Rund 50 Teilnehmende aus neun Projekten nahmen am 3. November am jährlichen QuABB-Fachtag teil.

Die QuABB Koordinierungsstelle beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS) hat in diesem Jahr zu einer Online-Tagung eingeladen. Im Fokus des Fachtags stand die Vernetzung an den Berufsschulen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Beratung und Ausbildungs- begleitung.

Zur Begrüßung sprach Hilke Smit-Schädla, Referatsleitung Berufliche Bildung im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen (HMWEVW). Sie skizzierte die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Aufgrund der Schulschließungen im Frühjahr kam das Thema Berufsorientierung zu kurz. Das Matching von Auszubildenden und Betriebe wurde vor diesem Hintergrund eine fordernde Aufgabe. Sie betonte die Bemühungen zur Nachvermittlung in Ausbildung aller Bündnispartner in Hessen und die Bedeutung einer Unterstützung bei Ausbildungskrisen. Sehr zur Freude der Akteur*innen im Landesprogramm QuABB (Qualifizierte Ausbildungsbegleitung in Betrieb und Berufsschule) wurde eine Fortführung des hessischen Angebots über den Europäischen Sozialfonds Hessen ab 2022 in Aussicht gestellt. Sie endete mit dem Hinweis auf die neueste QuABB-Publikation, einem Methodenband zur Beratung mit konkreten Fallbeispielen, der auch in anderen Bundesländern von Nutzen sein kann.

Dr. Brigitte Scheuerle, Sprecherin der Hessischen Industrie- und Handelskammern, ergänzte die Grußworte mit einer Videobotschaft. Sie bekräftigte die Bedeutung der Begleitung von Auszubildenden unter den unsicheren Bedingungen der Corona-Pandemie. Dr. Scheuerle bedankte sich persönlich bei den Beratungsfachkräften und forderte alle auf, im Zweifel die kurze Leitung zur Ausbildungsberatung einzusetzen, um kriselnde Ausbildungsverhältnisse zu stabilisieren. Ein weiterer Dank ging an die hessische Landesregierung, die dieses "Super Projekt" mit ihrer Förderung ermöglicht.

Für den zentralen Vortrag gestaltete ein weiterer Bündnispartner der Landesregierung, Petra Kern von der Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit (BA), zusammen mit der Projektleitung der hessenweiten Koordinierungsstelle von QuABB, Renate-Anny Böning einen Beitrag zur Zusammenarbeit an der Schnittstelle Berufsberatung und Ausbildungsbegleitung. Anhand des Abstimmungsprozesses in Hessen wurden gemeinsame Handlungsfelder verdeutlicht, die mit Einführung der Lebensbegleitenden Berufsberatung (LBB) durch die BA verstärkt in den beruflichen Schulen aktiv ist. Gleichzeitig wurde dieser Anlass genutzt, um die jeweiligen Zuständigkeiten der zentralen Partner in der dualen Ausbildung zu verifizieren und bestätigen.

Grundlage ist eine landesweite Vereinbarung von 2019 zwischen Regionaldirektion Hessen der BA und dem Hessischem Kultusministerium, welches auch beim Online-Fachtag vertreten war.

In der Diskussion wurde deutlich, dass sowohl Schulen als auch Arbeitsagenturen vornehmlich mit den Auswirkungen der Corona Pandemie und den damit einhergehenden Vorkehrungen beschäftigt sind und sich daher die Umsetzung der Aktivitäten und Kooperation von Berufsberatung, Schule und Ausbildungsbegleitung, die mit dem neuen Schuljahr im Sommer starten sollten, verzögert. Erfahrungen aus der Praxis müssen zu einem späteren Zeitpunkt eingeholt werden.

Die teilnehmenden Projekte aus andere Bundesländern "Ausbildung Bleib dran" (Bremen), "Erfolgreich ausgebildet – Ausbildungsqualität sichern" (Baden-Württemberg), "Ausbildung jetzt" (Saarland), "Regionale Ausbildungsbetreuung" (Schleswig-Holstein) und die bundesweiten Angebote von VerA (Senior Experten Service) und "PraeLab" (Hochschule der Bundesagentur für Arbeit) sowie das Projekt BIDA aus dem deutschsprachigen Raum in Belgien gingen mit den QuABB-Akteur*innen gezielt zu drei Themen in den Erfahrungsaustausch:

  • Im schulinternen Beratungsnetzwerk ging es um die Frage, wie sich die Zusammenarbeit verschiedener Beratungsangebote bestmöglich gestaltet. Betont wurden regelmäßige Treffen aller Beratungsfachkräfte, transparentes Arbeiten von allen Seiten und die Rolle der Schule, die das Netzwerk prägt, trägt und dafür sorgt, neue Angebote zu integrieren.
    Dokumentation
  • Bei der Kooperation mit der Berufsberatung konnten noch keine umfassenden Rückmeldungen aus der Praxis berichtet werden, weil sich die Umsetzung verzögert. In manchen Schulstandorten gibt es schon vorbereitende Absprachen. Zu den Wünschen für die konkrete Zusammenarbeit gehört 1. die Verbesserung der telefonischen Erreichbarkeit der Berufsberatung, 2. Die Durchführung einer überregionalen Veranstaltung zum Kennenlernen und Start der vertieften Kooperation sowie 3. gemeinsame Fortbildungen. Der Vertreter von PraeLab der Hochschule der BA informierte die Konferenzteilnehmenden zum internen Umstrukturierungsprozess, der sich verschiebt und vielerorts unterschiedlich vollzogen wird. Außerdem wies er auf die neue Zuordnung der Berufsberatung seit Umstellung auf LBB hin: in den ersten zwei Ausbildungsjahren der dualen Ausbildung ist die Berater*in vor dem Erwerbsleben zuständig und im dritten Jahr die Berater*in im Erwerbsleben, die diese bis zur Rente beibehält.
  • "Digitalisierung ist kein Selbstläufer", so die einvernehmliche Aussage zur Beratung in Zeiten der Pandemie. Themen der Beratung scheinen sich nicht so sehr zu verändern, nachdem anfangs viele praktische Fragen zu Prüfungen, Homeoffice und Hygiene geklärt waren. Manche Probleme haben sich vor dem Hintergrund des pandemischen Geschehens relativiert, manche Branchen waren stärker betroffen als andere (Gastronomie, Friseurhandwerk und Einzelhandel z.B.). Zentrale Herausforderung, so berichteten sieben Projekte, war die Umstellung auf Online-Beratung und Distanzunterricht. Festgestellt wurde, dass es auch bei den Auszubildenden an digitaler Kompetenz und technischer Ausstattung fehlte. Über den Jahresverlauf kam es zu einem digitalen Aufschwung, neue Chancen eröffneten sich durch Online-Meetings und seit der Wiederöffnung der Schulen im Sommer werde gezielt Medienkompetenz trainiert. Offen bleibt die Frage des Zugangs zu den Jugendlichen, wenn es – wie in Belgien – wieder zu Schulschließungen kommt. Ein vertrauensvolles Beratungsverhältnis ohne persönlichen Kontakt zu installieren, stellte für alle Projekte eine Hürde dar, die übergreifend zum Rückgang der Beratungszahlen im ersten Halbjahr 2020 führte. Anregungen sind das Beraten beim Spaziergehen und der Zugang über dritte Personen im Umfeld der Auszubildenden zu finden.

Das Feedback zur ersten Online-Veranstaltung des QuABB-Fachtags war positiv und ermöglichte eine stärkere Beteiligung von bekannten und neu hinzugekommenen Projektvertreter*innen. Rund zwei Drittel der Teilnehmenden bewerteten die Veranstaltung als gewinnbringend (77%) und informativ (84%) und gaben wertvolle Anregungen für eine weitere Online-Durchführung.